Herbert Royle wurde in Patricroft bei Manchester geboren. Sein Vater James besaß einen Zeitungsladen. Herbert besuchte die Schule in der Nähe seines Zuhauses. Da er ein Talent für Kunst hatte, absolvierte er eine Ausbildung am Harris Institute in Preston und nahm auch Unterricht beim Künstler John Buxton Knight in dessen Atelier in Drayton, Middlesex. Knights Stil beeinflusste ihn stark.
Eines von Herberts ersten Gemälden während seiner Studienzeit wurde von Richter Walton, dem späteren Lord Chief Justice von England, gekauft.
Zum Glück entwickelte Royle seinen eigenen Stil. Denn während Buxton ähnliche Motive eher realistisch malte, mag ich Royle am liebsten in seiner späteren, stark impressionistischen Phase. Sein Spiel mit Licht und Schatten, dargestellt mit nicht mehr dicken Pinselstrichen als nötig.
Seine Sujets kann man in 4 Gruppen aufteilen:
1) Viele schottische Szenen von Kletter- und Wanderurlauben in den Western Highlands. In den Dörfern Beinn Alligin und Diaberg in Wester Ross befanden sich viele seiner Gemälde, die er den Kleinbauern als Bezahlung für seine Unterkunft schenkte.
Diese doch eher touristischen Sommerbilder seiner Reisen sind nett. Das war´s aber auch schon.
2) 1918 verließ Herbert Lancashire und ließ sich in Wharfedale nieder, zunächst in Bolton Abbey. Viele Bilder von dort sind ebenfalls eher sommerlich, zumal sich seine Vorliebe für eines seiner Hauptmotive entwickelte: Die Heuernte in den Dales. Gerne mit der Abbey im Hintergrund - siehe dazu auch ganz oben rechts.
3) Die „Bluebells“ (Englisches Hasenglöckchen) auf Waldlichtungen gehören zu seinen beliebtesten Werken. Zumal diese oft hochkannt in einer gefälligen Größe gemalt wurden. Es gibt nicht viele Hochkanntformate in der Malerei. Aber bei den heutigen, eher kleinen Wohnwänden sind die sehr praktisch.
4) Ab 1924 lebte Royle im "Manor House" im Weiler Nesfield bei Ilkley, wo er auch ein Atelier, eine alte Armeehütte, am Hang oberhalb seines Hauses besaß. Obwohl „Herrenhaus“ an eine herrschaftliche Residenz erinnert, gab es zu Herberts Zeiten dort keinen Strom; Wasser wurde an der Dorfpumpe gewonnen.
Meine Vorliebe für seine Gemälde resultiert auch aus der Tatsache, dass ich unheimlich gerne an den Schauplätzen seiner Motive bin. Die Yorkshire Dales haben zu jeder Jahreszeit ein ganz eigenes Flair. (Siehe auch "Kleiner Reisetipp" in der Infothek)
Dort stehe ich immer wieder an Orten und Plätzen, die ich von seinen Bildern „kenne“. Oder eben umgekehrt: Ich sehe ein Gemälde und weiß oft ziemlich genau, wo er seine Staffelei aufgestellt hatte.
So steht das Manor House heute noch, auch wenn man es aufgrund einer riesigen, durchgängigen Hecke kaum sehen kann. Und die Lower Dean Farm (manchmal auch Deen) liegt immer noch fußläufig einen Kilometer entfernt.
4) Meine Favoriten sind eindeutig seine Winterbilder, die oft ebenfalls rund um Nesfield entstanden. Was ja verständlich ist, denn in den 20er Jahren konnte man bei Schnee nicht mal eben mit dem Auto über einen geräumten Pass ins nächste Tal fahren.
Hier ein gutes Argument dafür, dass man ein Ölgemälde auch mal reinigen darf.
Seine verschneiten Landschaften wurden regelmäßig von Verlegern für Weihnachtskartenillustrationen gekauft, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf seine Arbeit lenkte und zu hohen Auktionspreisen führte. Außerdem war Edward Stanley, der 17. Earl of Derby, sein Mäzen und besaß sechs Ölgemälde von Herbert Royle auf dem Familiensitz Knowsley Hall in Lancashire.
(6 Gemälde habe ich auch, nur an dem Landsitz arbeite ich noch )
Sowohl der Earl, als auch die Verleger sind heute keine Konkurenten bei Auktionen mehr. Trotzdem bekommt man die guten Werke von Herbert Royle nicht für ein Butterbrot und `n Ei.
Ich erspare uns die Auflistung der Ausstellungen und Museen, die seine Werke im Vereinigten Königreich zeigen.
Im Ausland wurden seine Werke auf Ausstellungen in Brüssel, auf der Münchner Internationalen Ausstellung sowie in öffentlichen Galerien in Toronto und Bombay gezeigt – eines seiner Gemälde wurde von Sir E.J. Poynter (dem damaligen Präsidenten der Royal Academy) ausgewählt, um britische Gegenwartskunst in der Bombay Art Gallery zu repräsentieren.
In einer Erinnerung an Royle, die im Dalesman (1976) veröffentlicht wurde, schrieb der Autor U.P. Holden über Herbert:
Es heißt, er sei ein schlichter, schmächtiger Mann mit elfenhaftem Aussehen gewesen. Seine Schüchternheit mag auf seine schwache Figur zurückzuführen sein … doch sein mangelndes soziales Selbstvertrauen verließ ihn völlig, sobald er jemanden wirklich gut kannte. Er entspannte sich und erzählte Geschichten und Witze in schottischem Akzent oder Yorkshire-Dialekt.
Er rauchte und trank nicht und aß allen Berichten zufolge auch nicht viel. Seine Ernährung bestand aus einer täglichen Ration Milchreis und einigen Ingwerkeksen … In der Kälte des Winters steckte er eine heiße Kartoffel in die Tasche, um sich die Finger zu wärmen, während er im Moor nach Inspiration suchte.
Und zum Schluss meine ganz persönlichen Lieblingsmotive: Die "Woodcutters" im Winter.
Mit Gedanken an die Kartoffel in seiner Tasche.