Anmerkungen zu den Angeboten aus Holz. 

Die aktuellen Angebote finden Sie oben links in den Unterregistern.


Wenn hier von Holz die Rede ist, dann nicht von Press-Span oder "Mitteldichten Faserplatten MDF", sondern von massivem, antiken Edelholz. 

Das Basisholz der edelsten Schmuckschatullen ist Mahagoni, das der einfacheren Eiche.

Die robustesten Boxen werden gar nicht furniert, die sind einfach nur massiv. Die Wände dieser Captains-Box sind 2 1/2 cm dick!


Die feineren Schatullen wurden auch mal mit Mahagoni furniert. Diese hat trotzdem eine Wandstärke von 1,5 cm.


Beliebt waren neben ruhigeren Oberflächen auch stark strukturierte Hölzer (wie z.B. Calamander) oder Oberflächen mit Einlagen aus Permutt, Messing, Abalone u.a. 

Sehr aufwändig und entsprechend selten zu finden sind Marketerie-Arbeiten, die einen 3-dimensionalen Effekt ergeben.


Mit Furnier meine ich nicht aufgebügeltes Laminat oder DeKoFix. Ich meine wieder feinstes Edelholz! Dieses wurde bis zum frühen 19. Jahrhundert per Hand gesägt und war entsprechend dick.


Im Jahre 1806 wurde die erste Furnierschneidemaschine patentiert. Das Furnier auf Schatullen des 19. Jahrhunderts ist trotzdem 1-2 mm dick.

Mehr zu Furnieren finden Sie hier: http://www.antiquebox.org/veneer/

Diese Webseite gehört Daniel. Er hat in seinem "Antique Box Guide" http://www.antiquebox.org/ auch eine schöne Übersicht über die Holzarten. Und Sie werden in seinem Archiv https://daniellucian.com/antiques/antique-box-archive die feinsten Schmuckschatullen finden, die jemals diesen Planeten verschönert haben.

Er ist im positiven Sinne ein Verrückter, der nur noch individuell abgesprochene Boxen restauriert und auskleidet. Er verwendet nur Original-Teile und die feinsten Materialen, die auf dem Weltmarkt zu bekommen sind. 8 von 10 Boxen, die in einer anderen Werkstatt zu durchaus feinen Stücken transformiert würden, nimmt er gar nicht erst an, weil er mit der Holz-Grundstruktur nicht zufrieden ist.

Sein Anspruch an die Qualität seiner Arbeit ist nicht zu toppen und er arbeitet sowohl für die ambitioniertesten Sammler wie auch für Museen. Und ganz machmal auch für mich ;-)


Nun gut, es muss nicht immer RollsRoyce sein, ist ja immer auch eine Preisfrage.

Zum Glück habe ich noch eine Mercedes-Werkstatt (um im Bilde zu bleiben), die ebenfalls erstklassige Arbeit liefert. Regelmäßige Besuche dort helfen, die ganz feinen Stücke gleich von der Werkbank zu zerren, bevor sie über die nächste Messe wieder verschwinden.

Ich möchte Sie mit diesen Ausführungen nur ein bisschen sensiblisieren, falls Sie Vergleiche anstellen zwischen den verschiedenen Schatullen, die so angeboten werden auf dem Markt. Von Foto links zu Foto rechts geht nicht für 200 Euro beim Hobby-Bastler. Es dauert schon Stunden, das alte Zeugs aus den Boxen raus zu machen, damit sie erst einmal so aussieht wie links.



Besteckaufbewahrung

Man muss die Aufbewahrung von Besteck nicht ritualisieren - macht aber Spaß! ;-)

Natürlich kann man auch Bestecke aus massivem Silber in der Küchenschublade lagern und jeden Tag benutzen. Dafür wurden sie ja geschaffen. Löffel und Gabeln aus Vollsilber sind von Natur aus spülmaschinengeeignet. Sie sollten dabei aber "unter sich" sein und nicht gemischt mit Metallen im Besteckkkorb stehen. Moderne Messer können auch in die Spülmaschine. 

Müssen aber nicht ...

Wer -wie wir - für den Alltag ein WMF-Küchen-Spülmaschinen-Besteck hat und für bewußtes Speisen am Esstisch ein besonderes Silberbesteck, der kann vielleicht meine Begeisterung für edle Besteckkästen etwas nachvollziehen. Es ist einfach angenehm, so ein altes (aber sauberes) Möbel zu öffnen, das gute Besteck zu entnehmen und den Tisch zu decken. Viele reden von "Entschleunigung". Das ist gelebte Entschleunigung, die aber auch nicht wirklich länger dauert, als das Besteck aus der Küchenschublade zu holen.

Leider habe ich wohl in den letzten 10 Jahren bei meinen Käufen die Wiederaufforstung vergessen. Es sind praktisch keine guten Besteckkästen mehr zu bekommen.

Alte Besteckkästen sind meist aus Eiche, Mahagoni und Nussbaum. Selten aus Rosenholz, Coromandel oder Obstbaumholz. Meist eine Mischung aus massiven Holzplatten und Furnier.

Im 19. JH und auch noch zu Beginn des 20. war es durchaus üblich, für edle Bestecke eine individuelle Holztruhe fertigen zu lassen - mit einem slot / einer Aussparung für jedes einzelne Besteckteil. Über die Generationen hinweg kann ich mir viele Gründe denken, warum irgendwann Besteck und Truhe getrennt wurden. Nur ganz selten findet man ein komplettes Besteck in der Original-Truhe.

In die individuell angepassten Truhen passt i.d.R. kein anderes Besteck rein. Meist haben die Stoffbezüge innen auch schon schwer gelitten. Also entferne ich meistens die innere Einteilung, lasse das Holz professionell aufarbeiten und kleide alles wieder mit sauberem Stoff aus. Dadurch sind es zunächst einmal vielseitig einsetzbare Sammlerschatullen. Nun kann jeder seine eigene Einteilung u.a. für sein Besteck vornehmen. Die einzelnen Halterblöcke gibt es von ALBEC. Man kann aber auch darauf verzichten und sein Besteck einfach so in die Schubladen legen. Ist einfacher, flexibler, günstiger - und es geht mehr rein.

Oder man rollt sie in die gezeigten blauen Anlaufschutztaschen. Dann passt ein Besteck auch in deutlich kleinere Schatullen.



Frühe Messer- und Besteckkästen ( Knife Boxes)

Besteckmesser führen ein gewisses Eigenleben (siehe dazu mehr unter "Infothek" "Besteck"). Noch ins 19. JH hinein war es durchaus üblich, Messer getrennt von den anderen Besteckteilen zu lagern. In sog. cutlery boxes, also Besteckkästen mit einer Einteilung nur für Messer.

Die gezeigten Besteckkästen stammen beide aus England, um 1770. Aus Mahagoni, sehr aufwändig mit "claw + ball"- Füßen sowie Griffen und Schloßbeschlägen aus Messing.


Qualität und Zustand

Holzkisten gibt es viele auf dem Markt, in allen Größen. Große Besteckkästen aber werden immer seltener. Ich mache wirklich "Rasterfahndung" und ein halbes Dutzend Händler in England hält Ausschau für mich. Wenn mal welche auftauchen, dann nur selten in gutem Zustand. Mal fehlen Holzteile oder Scharniere sind ausgebrochen, mal schließt der Deckel nicht mehr oder ist gleich die ganze Kiste verzogen und hat Risse. Vor allem aber sind Innenleben und Oberfläche meist ziemlich in Mitleidenschaft gezogen - "der Lack ist ab", sozusagen.

Wenn die Oberfläche nur ganz leichte Gebrauchsspuren aufweist, dann beschränke ich mich auf eine Politur und ggf. die Sanierung des Innenlebens. Bei zu vielen Macken - oder wenn die Oberfläche mal farblich verändert wurde - wird sie aufgearbeitet. Also gereinigt und professionell poliert (french polish / Schellack), damit die ursprüngliche Farbe / Holzstruktur wieder erstrahlt.

Gute Handwerker kosten Geld. Dafür bekommen Sie Antiquitäten, die fit sind für die nächsten 100 Jahre - appetitlich sauber und ohne muffigen Geruch. Nicht zu vergleichen mit den üblichen "Dachbodenfunden". Und doch sollen sie immer noch die Ausstrahlung von Antiquitäten haben!

 "Vorher" (links) und "Nachher" (rechts).

Dazwischen liegen jeweils einige Stunden handwerklicher Facharbeit!



Übrigens :

Mit den Fotos von Holz ist es wie mit den Fotos von Bildern: Es kommt ganz auf das Umgebungslicht und den Hintergrund an.